Kneippen an unserer Ostsee
Hier hätte es ihm gefallen, dem Wasserdoktor Sebastian Kneipp, mit der Ostsee direkt vor der Tür!
Wasser und gezielt dosierter Einsatz von stimulierenden Reizen sind für Kneipp- Anwendungen ein zentrales Element. Und davon gibt es an der Ostsee natürlich reichlich - soweit das Auge reicht. Im Zusammenklang mit Bewegung, Ernährung, Phytotherapie und einem Fokus auf der Lebensbalance ist Wasser für Kneipp ein hochwirksames Medium, um den Organismus dazu anzuregen, Gleichgewichtszustände selbständig zu halten oder diese wieder herstellen zu können.
In der Anwendung bedeutet dies, aus der Wärme heraus kurze Kältereize zu setzen. Kneipps Verdienst ist es, dass er erarbeitet und festgehalten hat, wie man mit richtig eingesetztem Training der Thermoregulation eine Steigerung der Reaktionsvorgänge des gesamten vegetativen Nervensystems erreichen kann. So können letztlich alle Lebensprozesse, die damit in Verbindung stehen, reflektorisch positiv beeinflusst werden: unter anderem die Infektabwehr durch eine Verbesserung der Schleimhautdurchblutung und Stimulierung der Botenstoffausschüttung, ebenso wie die Regulierung des Blutdrucks oder die Einstellung der Bronchienweite. Um dies zu erreichen, kommt ein großes Repertoire an Therapievariationen zum Einsatz:
Güsse verschiedener Art und mit unterschiedlichen Temperaturen an vielen Körperteilen, Wassertreten, aber auch Wickel und Auflagen.
Um einen positiven Effekt zu erzielen, gelten drei Grundregeln:
- Das Training, die Durchführung sollte regelmäßig stattfinden - mindestens 3 x je Woche
- Der Organismus sollte nur etwas getriggert werden, gerade so viel aus dem Gleichgewicht gebracht werden, um sich selbst wieder fangen zu können. Voraussetzung ist, dass er zunächst in einem gewissen Gleichgewichtszustand ist. Bei Anwendung von Kältereizen bedeutet dies beispielsweise niemals mit kalten Füßen in kaltes Wasser zu gehen. Diese müssen vorher warm sein.
- Die passende Dosis ist wichtig und bedeutet, dass Kneippen keinesfalls Frieren bedeutet, was ein Zeichen einer gescheiterten Thermoregulation wäre. Aus der Wärme heraus soll ein dosierter Kältereiz dazu führen, dass nach etwa 15 - 20 Minuten ein wohliges Gefühl der Wiedererwärmung eintritt.
Mit zunehmenden wissenschaftlich-medizinischen Kenntnissen der menschlichen vegetativen Regulationsprozesse werden Kneipp-Verfahren mehr und mehr Bestandteil evidenzbasierter Medizin.
Nicht zu unterschätzen ist auch der seelisch-psychische Aspekt einer Anwendung. So wie seelische Anspannung eine Verschlechterung körperlicher Regulationsvorgänge im psychosomatischen Sinn verursachen kann, ist eine Verbesserung der vegetativen Anpassungsreaktionen durch Kneipp'sche Verfahren in der Umkehrfunktion in der Lage zur psychisch-seelischen Balance beizutragen. Auch das ist ein Kernanliegen der Kneipp'schen Lehre.
Bei uns an der Ostsee bieten sich unseren Patient*innen viele natürliche Möglichkeiten, sich diese positiven Effekte zu Nutzen zu machen - je nach Jahreszeiten in unterschiedlicher Art und Weise.
So wie Kneipp mit den Kindern barfuß in den Schnee gegangen ist, so lässt sich auch die Ostsee im Winter hervorragend nutzen: Gerade Kinder lieben das Wasser und sind meist dazu bereit, auch unter winterlichen Bedingungen die Schuhe auszuziehen und gesundheitsfördernden Spaß im Wasser zu haben. Nichts Besseres kann für ihre Infektabwehr getan werden, solange die drei Grundregeln stimmen und die Füße nach einer Viertelstunde wieder warm sind!